Geschichte
11. - 20. Jahrhundert
Die jüdische Gemeinde
Weißenfels weist eine lange Geschichte jüdischen Lebens auf, deren Anfänge bis in das 11. Jahrhundert reichen.
Im 18. und 19. Jahrhundert entstand eine Gemeinde aus ca. 200 Mitgliedern.
Mit der Machtergreifung der Nazis wurden diese konseqent verhaftet, enteignet und in Konzentrationslager deportiert.
Simon Rau (1901-1972)
Simon Rau wurde als jüngstes von vier Kindern in Hirschaid (Bayern) geboren. Seine Eltern Lina (1865-1930) und Abraham Rau (1863-1928) wohnten im sogenannten Lehrerhaus der israelitischen Gemeinde in Hirschaid. Vater Abraham war als Lehrer und Vorsänger tätig.
Ende der 1920er zog Simon mit seiner Frau Beate (geb. Schloß, 08.04.1904) nach Weißenfels, wo er eine Stelle als Religionslehrer und Prediger in der israelitischen Gemeinde antrat. Er war der Nachfolger von Nathan Hess.
Simon Rau wohnte mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Erich (geb. 25.09.1929) in der Nordstraße 14. Die Wohnung der Familie grenzte an die im Hinterhof befindliche Synagoge. Eine Tür verband das Schlafzimmer direkt mit der Synagoge. Vor der Geburt der Tochter Lore am 14.4.1936 zog die Familie in ein Mehrfamilienhaus in der Merseburger Straße. 45.
Simon setzte sich für seine Gemeindemitglieder ein. Er tröstete Familien und half vielen jüdischen Kindern bei der Ausreise aus Nazi-Deutschland. In der Reichsprogromnacht am 09./10.11.1938 wurde er verhaftet und in das KZ Buchenwald überführt.
Seine Frau Beate kämpfte um die Freilassung ihres Mannes. Am Abend des 16.12.1938 wurde Simon nach Vorlage eines Nachweises, der die Ausreise in ein anderes Land bestätigt, aus dem KZ entlassen.
Nach ihrer Enteignung im März 1939 musste Familie Rau im Mai die Wohnung in der Merseburger Straße 49 verlassen. Sie zog nach Leipzig, wo Simon an einer jüdischen Schule unterrichtete. Simons ältere Schwester Amalia Strauß war bereits 1938 mit ihrem Mann in die USA ausgewandert. Sie kümmerte sich um eine Einreiseerlaubnis der Familie Rau ins Land.
Am 15. November 1939 erhielt die Familie die deutschen Sichtvermerke für die zwangsweise Ausreise. Zwei Tage später traf das Quota Immigration Visa ein.
Ausgestattet mit einem Koffer und 10 Reichsmark pro Person machten sie sich auf den Weg in die Niederlande. Auf dem Schiff Volendam verließen sie am 16.12.1939 Europa und trafen am 30.12.1939 in New York ein.
Im Koffer der Familie Rau befand sich eine Thorarolle, die Simon aus der Synagoge in Weißenfels gerettet hatte.
Gedenkbuch der ehemaligen jüdischen Gemeinde
Weißenfelser Opfer der Shoah 1933-1945
Siegmund Bachmann
Selma Beyersbach
Simon Birnbach
Sara Birnbach
Susi Birnbach
Julie Büttner, geb. Schlesinger
Selma Fiedler, geb. Engel
Ephraim Flamm
Hermine Flamm, geb. Fleischer
Julius Fleischer
Marie Fleischer, geb.Kohn
Isaak Fränkel
Fritz Julius Friedländer
Frieda Heynemann, geb. Cohn
Max Hirschberg
Jenny Hirsch, geb. Daniel
Jacob Hofmann
Rosa Hofmann
Anny Joske
Emil Kamm
Erich Kamm
Günther Kamm
Herbert Kamm
Rosa Kamm
Ruth Kamm
Selma Kamm
Clara Bertha Kariel, geb. Cohn
Lina Karlick
Karl Kessler
Louis Kessler
Martha Kessler
Hedda Krause
Ruth Karoline Krause
Jenny Lewinsohn, geb. Sepselon
Julius Lewinsohn
Johanna Löschgold, geb. Zuckerberg
Rosa Markus, geb. Zotstein
Emma Esther Mendelsohn, geb. Bachmann
Hans Joachim Mendelsohn
Magarethe Meyerstein, geb. Joske
Rosa C. Mire
Salomon Mire
Karl Mohr
Emma Murr, geb. Engel
Rudolf Murr
Ida Ott, geb. Zotstein
Gertrud Reyersbach, geb. Gumpel
Siegfried Reyersbach
Walter Scheyer
Arthur Schloß
Hannchen Schloß
Bertha Schönland, geb. Hirschberg
Erna Schultz, geb. Baron
Berta Sternreich
David Sternreich
Sophie Sternreich
Hans Tasselkraut
Siegmund Weinstein
Berek Sisel Weksler
Regina Weksler, geb. Liebermann
David Isaak Weksler
Julius Werner
Bernd Wolfson
Lotte Zotstein
Berthold Zuckerberg